"Die Zutaten sind alle da." | Christian Sprdlik - TSG Altenhagen-Heepen
Shownotes
Von Thüringen nach Detmold, über Lemgo nach Bielefeld. Christian Sprdliks Weg zum Geschäftsführer des Bielefelder Handballclubs TSG Altenhagen-Heepen hat ihn durch so einige Stationen geführt, aber eine Sache war immer klar: Dieser Mann brennt für den Handball - und heute auch für Bielefeld. Sein Ziel: Bielefeld in die Handball-Bundesliga bringen. Die Zutaten dafür seien schließlich alle schon da.
Hier findet ihr mehr Infos zu Christian und seinem Verein: https://www.tsg-ah.de/
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Bielefeld. Das sind 340.000 Köpfe. Das ist Großstadt im Klein. Das sind Familienunternehmen mit Welt. Das ist urbane Kunst und Kultur. Bielefeld ist einfach mehr.
Christina Scheuer spricht mit euch über die Themen, die unsere Stadt bewegt. Jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat. Heute mit Christian Sprittlig.
Mein Bielefeld-Geräusch.
Das ist tatsächlich eine Hymne von Arminia Bielefeld, obwohl ich Handballer bin, von Werner Tenberg.
Dieses Lied erinnert mich immer an die Alm, an die Menschen im Bielefeld.
Diese Begeisterung für die Stadt und auch für die Arminia zeigt das Potenzial, was der Bielefelder Sport so hat.
Insbesondere auf den Bezug des Handballs, was wir hier aufbauen wollen im Bielefeld.
Mein Bielefeldplatz.
Mein Bielefeldplatz ist ein bisschen von Berufswegen her die Seidenstickerhalle. Die verbinde ich total mit Bielefeld.
Gerade auch durch unsere Heimspiele, gerade auch durch die Bielefelder, die kommen zum Spieltag.
Von da ist das schon mein Platz, muss ich ehrlich sagen.
Mein Bielefeldgefühl.
Mein Gefühl ist, dass der Bielefelder an sich als Ostwestfale ein sehr hohes Bielefeldbewusstsein hat.
Bielefeld, der schlummernde Riese, der so langsam aus dem Dornröschen Schlaf erwacht,
sich tatsächlich auch als Großstadt präsentiert, was so in den letzten Jahren so ein bisschen untergegangen ist,
entwickelt sich momentan wieder zu einem starken Bielefeldbewusstsein.
Dieser Trend und dieser Aufbau und diese junge Generation, ähnlich hier auch mit dem Pioneers Club,
die ganze Start-up-Szene, gepaart natürlich auch mit der Wirtschaftskraft,
so diese geballte Power, die Bielefeld hat, die wird langsam so wach und steht auf.
Und das ist so mein Bielefeldgefühl, dass im Bielefeld momentan richtig viel passiert.
Christian, ein ganz herzliches Willkommen zu deiner Folge des Bielefelder Podcasts.
Und ich sage es dir offen, ich bin ein bisschen aufgeregt, denn diese Folge,
die könnte für mich richtig dünnes Eis werden, denn es geht um Sport.
Ah, okay. Ja, ich helfe dir ein bisschen dabei.
Das wäre sehr schön. Da bin ich nämlich ziemlich verloren.
Christian, du bist der Geschäftsführer der TSG Altenhagen Heepen.
Handball ist dein Ding. Durch und durch. Und ich kann eigentlich nur beitragen,
Handball gefällt mir besser als Fußball, weil da mehr los ist.
Das ist aber auch schon alles. Das sieht bei dir ganz anders aus.
Ja, also ich glaube, du musst mal kommen in die Halle.
Ich glaube, Handball ist eine Sportart, die durch seine Schnelligkeit
oder die durch ihre Schnelligkeit, durch die Dynamik, ja durch auch das Fairplay
der Spieler untereinander einfach eine super Sportart ist.
Das ist eine ganz gesunde Sportart, eine sehr bodenständige Sportart,
aber doch erfolgsorientiert und begeisterungsfähig, gerade dadurch,
dass so viel passiert. Und von daher liebe ich den Handball.
Ich bin natürlich auch als kleiner Junge groß geworden schon.
Und das macht den Handball so aus, ja.
Das wäre nämlich genau meine Frage gewesen.
Hat dich Handball schon immer begleitet? Wann ging das los für dich?
Ja, mich hat auch im Grunde genommen, wann ging das los?
1988, da habe ich mein erstes Spiel gesehen beim TBV Lemgo.
Da warst du wie alt?
Zehn. Und ich war auch zum ersten Mal in der Halle.
Hatte vorher mit Handball gar nichts zu tun.
Hab dann meine Eintrittskarte bekommen und bin dann auch hingegangen.
Und da hat es mich von der ersten Minute angepackt.
So dieses, wie nah man am Spielfeld sitzt, die Sportart allgemein,
was ich gerade schon sagte, diese Schnelligkeit,
die Begeisterung der Zuschauer, es fallen immer Tore.
Und das war für mich so ein Moment der Gänsehaut, muss ich wirklich sagen.
Und ich habe dann am nächsten Tag sofort geschaut,
wo kann man Handball spielen in Lemgo.
Klar putze ich das natürlich an durch den TBV Lemgo.
Und dann bin ich erst mal zum Training gegangen.
Dann hatte ich natürlich noch ganz viel Glück, dass ich Linkshänder bin.
Linkshänder werden im Handball immer intensiv gesucht.
Ja, und so ging dann im Grunde genommen in der C-Jugend dann meine ganze Handballlaufbahn los.
Man hätte ja natürlich auch sagen können, okay, tolles Hobby, macht mich wahnsinnig glücklich.
Aber du hast ja auch irgendwann den Punkt gehabt, wo du gesagt hast, das wird mein Beruf.
Ja, das stimmt. Ich bin also ganz klassisch auf der Realschule gewesen,
habe dann höhere Handelsschule noch gemacht, habe dann eine Ausbildung gemacht
als Groß- und Außenhandelskaufmann und habe dann da im Vertrieb auch gearbeitet,
nach meiner Ausbildung, nach den drei Lehrjahren dann.
Ich habe aber nebenbei auch immer sehr, sehr viel im Handballverein gemacht.
Also ich war vom Jugendtrainer über die Organisation, selbst Schiedsrichter habe ich gemacht.
Also es gibt im Handball nichts, was ich noch nicht gemacht habe.
Also habe den Handball also auch schon aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen
und saß irgendwann mal in der Halle, habe gerade das Jugendtraining gemacht.
Ich habe damals in Lemgo so eine Jugendmannschaft trainiert
und hatte so einen total gestressten Tag auch, wieder so um Arbeiten.
Und bin auch eh nicht so gerne da zu meinem damaligen Beruf gefahren, muss ich dazu sagen.
Was hast du da gemacht?
Ich war Groß- und Außenhandelskaufmann, ich habe im Vertrieb gearbeitet,
Heizungssanitär Großhandel, auch im Bäderbereich auch mit, habe auch Badplanung gemacht usw.
Und war aber überwiegend in diesem Sportbereich immer sehr, sehr affin.
Und ich war natürlich auch noch sehr jung in dem Bereich.
Und ich habe wie gesagt eine Jugendmannschaft trainiert
und bin irgendwann nach der Arbeit dann zum Training gefahren und saß in der Halle.
Und die Jungs haben sich dann warm gemacht.
Und in dem Moment hatte ich wirklich, es war wie so ein Geistersblitz.
Da habe ich gesagt, das gibt es doch gar nicht.
Das hier macht dir so viel Spaß.
Und wie toll wäre das denn, wenn man das so als seinen Beruf machen könnte.
Also man steht morgens auf und sagt, das begeistert mich, das holt mich jetzt voll ab.
Und ich möchte gerne in diesem Bereich Sportmanagement etwas machen.
Und da hat es bei mir so Klick gemacht.
Und ich bin dann sofort in die Recherche gegangen im Internet, habe geschaut.
Damals war das noch nicht so, dass es so unendlich viel Sportmanagement gab.
Es gab schon die Spur hoch in Köln, wo man das machen konnte.
Ich hatte aber schon so einen gewissen Lebensstandard.
Natürlich habe ich gearbeitet. Ich hatte natürlich meine Miete schon.
Und ich hatte meine ganzen Ausgaben, Versicherungen, alles, was so dazugehört.
Also so studieren ging schon nicht mehr, weil natürlich der Kostenapparat relativ hoch war.
Und dann habe ich aber beim IST in Düsseldorf so einen Fernstudiengang gefunden.
Da habe ich Wert darauf gelegt, dass das halt ein öffentlich-rechtlicher Abschluss ist.
Bei der IHK habe ich das dann gemacht in Düsseldorf.
Habe dann also parallel weitergearbeitet und dann praktisch berufsbegleitend entsprechend den Sportfach wird.
Der ging über drei Jahre mit Seminaren am Wochenende und Einsendearbeiten, was man alles so macht.
Und habe dann auch letztendlich die Prüfung abgeschlossen an der IHK zu Düsseldorf und war dann Sportfachwirt.
Und hatte parallel immer noch weitergearbeitet.
Und bin dann auch wieder mehr oder weniger, wie es denn so ist, in so einem Zufall mit 28 schon Geschäftsführer geworden.
In der Frauenhandball-Bundesliga damals bei der HSG Blomberglippe.
Und da ging dann im Grunde genommen meine Handballmanagement-Karriere los.
Das war 2007. Und ich habe dann da auch drei Jahre gearbeitet.
Bevor ich dann wieder zurückgegangen bin zum TBV Lemgo.
Und da habe ich dann die Geschäftsführung übernommen für einen kompletten Amateurbereich.
Und 2012 bin ich dann in so einer Art Nacht- und Nebelaktion gegen den TBV Lemgo nicht gut.
Beide Geschäftsführer, die damaligen aus der Bundesliga, mussten den TBV Lemgo verlassen.
Und ich war im Grunde genommen dritter Geschäftsführer mit dem Bund, zwar für den ganzen Amateurbereich.
Und die KG oben, also die Bundesligamannschaft, hatte keinen.
Und da hat man mich gefragt, ob ich mir das interimsweise vorstellen kann.
Da habe ich natürlich sofort gesagt, ja klar, logisch.
In Lemgo groß geworden, im Grunde genommen auch schon als kleiner Junge mit im Fanblock gestanden.
Auf der letzten Wasserkiste im Fanblock und habe oben den TBV Lemgo mit angefeuert.
Das war natürlich für mich eine ganz, ganz große Ehre.
Ich bin dann letztendlich da ins kalte Wasser mitgesprungen und habe dann auch fünf Jahre den TBV Lemgo gemanagt.
Aus der Interimsgeschäftsführung wurde dann eine volle Geschäftsführung.
Es kam dann noch ein Geschäftsführerkollege noch mit dazu.
Und dann haben wir in den fünf Jahren wirklich ganz viel Arbeit gemacht, um den TBV Lemgo da wirklich wieder auf den richtigen Weg zu bringen.
Dieser Switch von ich verabschiede mich von den Waschbecken, ich mache mein größtes Hobby, meine größte Leidenschaft zum Beruf.
Hattest du nie Angst, dass diese große Leidenschaft an Freude verliert, dadurch dass es ein Beruf wurde?
Nein, hatte ich nicht.
Also weil es ja meine große Freude war und meine große Leidenschaft, wusste ich schon ganz genau, wie ich dafür brenne und auch was ich aufbauen kann.
Ich habe immer für diesen Verein oder für das Vereinsleben, für das Management gelebt.
Und das ist halt das, was mir täglich Freude macht, wenn ich aufstehe.
Das ist ein ganz, ganz großes Geschenk, was man so bekommen kann, wenn man morgens aufsteht.
Und das macht, wo man wirklich Lust zu hat und wo man auch nicht die Minuten zählt.
Ich habe immer wirklich so ein tolles Beispiel gehabt.
In meiner Ausbildungszeit oder wo ich dann auch im Vertrieb tätig war, habe ich immer um 15.30 Uhr, 16 Uhr geschaut, wie lange muss ich denn noch?
Und heute sage ich um 16 Uhr, Mist, ich kann ja nur noch eine gewisse Zeit irgendwie, bis es dann abends ist.
Und das ist dann so dieser Unterschied, dass man vorher auf die Uhr geschaut hat und sagt, wann kann ich endlich nach Hause, wann kann ich endlich Freizeit machen?
Und heute sagt man, Mist, ich habe nur noch vier Stunden so ungefähr.
Der Tag ist schon wieder viel zu kurz und die Zeit ist zu kurz und eigentlich müsste ich noch viel mehr machen.
Und das hat mich total abgeholt und Angst hatte ich nie, weil ich wusste, dass ich dafür brenne und dass es auch gut wird.
Und dieses Brennen, diese Leidenschaft, willst du ja auch nach Bielefeld transportieren?
Du hast große Pläne für den Handball in Bielefeld.
Ja, ich habe damals zu der Zeit beim TP Verlängerung gehört, hat man natürlich auch immer schon versucht, in Bielefeld mal so ein bisschen Fuß zu fassen.
Es geht natürlich auch immer viel um sponsorigen Aktivitäten, um große Partnerunternehmen, die man natürlich auch braucht.
Und ich habe mich immer wieder gefragt, warum es in Bielefeld gerade in so einer handballaffinen Stadt und Umgebung,
also nicht nur die Stadt Bielefeld ist handballaffin, weil es natürlich sehr, sehr viele Handballvereine gibt.
Es gibt TUS 97 Bielefeld Jürgenberg, es gibt Garderbaum, es gibt den TUS Prague, es gibt HTSF Senna.
Also es gibt ganz, ganz viele, noch viele, viele andere Vereine in Bielefeld, wo der Handball wirklich stark zelebriert wird.
Und das ist das eine, also die Handballaffinität der Stadt, die mich sehr abgeholt hat.
Und auf der anderen Seite die hohe Wirtschaftskraft.
Also jeder, der hier im Umfeld schaut, ob das nun Bielefeld an sich ist oder Kreis Gütersloh, Kreis Herford,
der weiß ja, was hier für eine geballte Wirtschaftspower ist und dazu natürlich gepaart mit der dritten großen Komponente,
die Infrastruktur der Stadt. Also wenn man sich mal hier anschaut, wir leben in Bielefeld mit 350.000 Einwohnern,
ist die 18 größte Stadt in ganz Deutschland. Das geht immer so ein bisschen unter.
Aber du sagst auch, wir sind bereit für die Bundesliga. Das ist ja schon ein richtig dickes Ding.
Also es ist ja eine Sache, ob man Ambitionen hat oder ob man sich hinstellt mit einer sehr breiten Brust,
hey, wir sind bereit für die Bundesliga. Also es braucht ja auch, glaube ich, noch mehr als Leidenschaft.
Es braucht ja, glaube ich, auch Mut und sehr viel Selbstbewusstsein, oder?
Ja, genau. Das ist das eine. Das sind immer so die Soft Scales, was ich sage.
Auf der anderen Seite brauchst du natürlich auch ein paar Fakten.
Und letztendlich habe ich die ja im Grunde genommen seit 2007 erlernt irgendwo.
Also ich fühlte mich 2017, wo ich hier angefangen habe, sehr, sehr fit, weil ich natürlich auch schon sehr, sehr viel erlebt habe.
Also A ist das eine, das Brennen und die Leidenschaft und die Motivation. Das andere ist, das Know-How drum herum.
Und das habe ich mir einfach zugetraut, weil ich, wie gesagt, den TPV Lemgo durch eine Krisenzeit auch mitgemanagt,
habe ich viele Erfahrungen gemacht, habe ich mit Sicherheit auch den einen oder anderen Fehler mal gemacht, wo man auch daraus lernt.
Man ist natürlich auch in der Praxis auch stark drin in der Materie dann.
Also man weiß im Grunde genommen, wie so ein Laden läuft, sage ich jetzt mal ganz plump.
Und ich weiß auch, was nötig ist, um so einen Bundesliga-Handball auf die Beine zu stellen.
Und wenn man jetzt mal nur Lemgo und Bielefeld miteinander vergleicht und nur mal rein die Fakten wirklich mal links und rechts in so einer Art Bilanz stellt,
dann braucht Bielefeld sich ja nicht verstecken.
Und das wiederum, dieses Potenzial, das hat mich so motiviert, um zu sagen, ja, warum gehe ich jetzt von der Handball-Bundesliga in die Amateurliga,
in die vierte Liga, sprich Oberliga.
Haben mich auch viele gefragt damals, Christian, warum machst du das?
Mensch, du bist ein junger Geschäftsführer, warum tust du dir das an und gehst jetzt in die vierte Liga da nach Bielefeld?
Dann habe ich gesagt, weil mich das Potenzial so reizt.
Weil einfach, es sind alle Zutaten, um mal in der Bielefeldsprache des Backens zu bleiben.
Jeder weiß, was ich meine, also eine tolle große Firma hier auch mit.
Also man hat die Zutaten, um die Torte Handball-Bundesliga zu backen, hat man ja da.
Aber ich habe mich auch immer gefragt, warum gibt es niemanden in Bielefeld, der diese Zutaten nimmt und die Torte damit backt?
Das habe ich mir zugetraut. 2017, deswegen bin ich auch relativ forscht rangegangen
und habe diese Vision Handball auch ausgerufen, also Handball-Bielefeld-Ostwestfalen-Lippe,
weil ich gesagt habe, ja klar, wir wollen Bielefeld begeistern, wir wollen aber auch die Region begeistern.
Und wir haben alle Voraussetzungen dafür, um wirklich Handball-Bundesliga in Bielefeld aufbauen zu können.
Und das ist halt die Sportart, die ich gerne für diese Stadt mit wachküssen möchte.
Und wenn man da eingangs nochmal bei Werner Tenberg bleibt und mal auf die Alm geht oder auch davor,
ob man nun in der Wunderbar ist oder auf dem Ziggy ist, dann sieht man ja, wie der Bielefelder,
wie der Ostwestfale allgemein begeisterungsfähig ist.
Und das ist dieses Thema, was ich genau auf den Handball auch ummünzen kann,
weil ich glaube, wenn man jetzt über Jahre hinweg gute Arbeit macht und jetzt komme ich nochmal so zurück zur Vision,
dass ich halt auch sage, ich komme ja nicht hin und sage, morgen sind wir in der Bundesliga,
sondern ich weiß halt genau, was dahinter steckt, dass man halt einen langfristigen Aufbau machen muss,
dass man auch eine gute Wurzel haben muss. Ich vergleiche immer so einen Verein auch oder das Projekt mit einer Art Pflanze.
Da habe ich immer so ein Lieblingsbeispiel, wo ich sage, Mensch, man hat eine Pflanze,
da hat man oben eine schöne Blüte, die leuchtet schön, die ist schön bunt.
Und da sagt jeder, oh toll, das ist aber eine ganz, ganz tolle Blüte und eine schöne Pflanze.
Und die möchten wir gerne haben. Aber ich sage immer, wer unten nicht gießt, also wer die Wurzeln nicht stärkt
und die gesamte Pflanze betrachtet und die Pflanze auch pflegt, da wird oben irgendwann die schönste Blüte mal eingehen.
Und so sehe ich das im Grunde genommen auch in dem Verein, dass man sagt,
natürlich ist die Blüte das, wo jeder draufguckt, wo auch jeder gerne hingeht.
In dem Falle sind es dann die Spiele in der Bielefelder Seidenstickerhalle, wo dann die Begeisterung auch empfacht.
Aber wir müssen es natürlich auch schaffen, unten breites Fundament zu machen, die Wurzeln zu stärken,
eine gute Jugendarbeit zu machen. Wir sind stark unterwegs in dem Bereich mit Schulen unterwegs.
Wir arbeiten da auch mit vielen Sportstudenten aus der Universität zusammen.
Und ich erhoffe mir natürlich, dass wir im Zuge des Wachstums der TSG Bielefeld letztendlich da auch noch viele,
viele andere noch mit dazugewinnen, weil nochmal ganz alleine kann man das nicht schaffen.
Man braucht viele Unterstützer in diesem Bereich. Und so wollen wir das gemeinsam im Club halt schaffen,
da diese Marke aufzubauen und diesen Handball, weil ich glaube halt, dass er sehr, sehr nachhaltig auch ist,
viel Gutes im sozialen Bereich, viel Gutes im Jugendbereich auch tun kann.
Heutzutage der Digitalisierung hat man natürlich auch immer viele Kinder, die vor der PlayStation sitzen
oder nur Instagram und Facebook und nur noch in ihrer digitalen Welt leben.
Ich finde es immer auch ganz, ganz wichtig, dass wir da auch die Jugendlichen abholen, wenn sie in einen Verein kommen.
Ich sage immer, Kinder weg von den Straßen, rein in die Vereine.
Da gibt es ein vernünftiges soziales Gefüge, es gibt Hierarchien, es gibt ein Miteinander, es gibt Gruppen.
Also man lernt was fürs Leben. Und so sehe ich diesen Aufbau, diese Vision,
auch wenn sie sich auf den ersten Blick natürlich utopisch anhört und sagt,
Handballbundesliga in Bielefeld, ja was ist das denn? Und weit hergeholt.
Ja, okay, gebe ich vielleicht recht, aber ich sage immer, wer keine Ziele hat, kann sie auch nicht erreichen.
Und das ist mir wichtig, dieser Aufbau ist halt extrem langfristig und nachhaltig angelegt.
Und so agieren wir auch im Verein.
Dein Weg hat dich ja von Thüringen über Lemgo nach Bielefeld geführt.
Was ist dein Gefühl, wenn du an Thüringen denkst?
Ach ja, das ist eine schöne Kindheit. Also das muss man ja sagen.
Es war ja in der DDR dann noch damals und ich bin da groß geworden.
Also wie gesagt, 88 waren wir ja dann. Im Grunde genommen ist das eigentlich eine recht spannende Geschichte.
Ich saß hinten im Trabi drin. Damals machten ja dann die Grenzen auf, Ungarn, Österreich.
Und ich mit meiner Mutter und meinem Bruder im Trabi, ich noch als kleiner Junge,
ich dachte, es geht nach Ungarn, den Urlauben, wie es dann halt sonst auch so war.
Und wachte dann plötzlich vor der Grenze auf nach Österreich und dann sagte meine Mutter,
kann ich mich noch ganz genau erinnern, ja, wir sind jetzt im Westen, hat sie damals.
Ja, ja, es war schon eine recht spannende Geschichte, wo ich erstmal natürlich nicht wusste,
man kann den Westen so ein bisschen aus dem Ostfernsehen, ja.
Ja, aber auf einmal war ja dein Leben komplett anders.
Du hast dich ins Auto gesetzt und da hast gedacht, wir fahren in den Urlaub.
Und auf einmal, du wachst auf und befindest dich in einem ganz anderen Leben.
So überspitzt, oder? Also ist ja schon krass, oder?
Ja, also es war schon auf jeden Fall was Besonderes, aber was positiv Besonderes.
Also ich war jetzt nicht negativ. Ich kann mich sehr gut auf Veränderungen auch so einstellen.
Ich sehe immer in jeder Veränderung auch irgendwie so eine neue Chance und so.
Und ich kannte ja jetzt damals aus der DDR, wenn man da mal so Richtung, damals sagt man immer,
BRD oder Westen, was ich gerade mal so gesagt habe.
Und das hat man immer irgendwie mit etwas Positiven verbunden.
Also ich hatte jetzt auch so in meiner Kindheit irgendwie nie das Gefühl,
als wenn ich jetzt in der DDR irgendwie eingeengt war oder so, aber der Westen,
das war immer so was Besonderes. Der duftete immer so gut.
Es gab ja auch die Inter Shops damals noch in Erfurt, wo man dann mal drin war,
ob es dann nun die Gummibärchen waren von Haribo oder die Milchgeschokolade und so weiter und so fort.
Und das waren dann so die Freuden des Kindes, wo man dann sagt, hey cool, das habe ich jetzt irgendwie.
Und dann hatten wir, zu dem Zeitpunkt hatten wir Bekannte auch, die hatten schon,
ich glaube, zwei oder drei Jahre früher, ich habe mir das dann von meiner Mutter erzählen lassen,
einen Ausreiseantrag gestellt und das war dann unsere erste Station.
Das war dann in Depmold auch, bevor wir dann halt nach Lemgo gegangen sind.
Und da haben wir da die erste Zeit gewohnt, bis dann meine Mutter wieder einen Beruf hatte,
mein Bruder einen Beruf und ich bin dann ganz normal zur Schule gegangen.
Und dann ging das im Grunde genommen eigentlich los.
Wie hast du das wahrgenommen als Kind?
Damals ja auch dieses, oh guck mal, da kommt einer aus dem Osten, sie kommt zu uns in die Klasse.
Hast du das irgendwie wahrgenommen in irgendeiner Form so bewertet damals?
Ja, das war alles sehr positiv damals noch.
Ja?
Ja, das war, es gibt doch eine Situation, da kann ich mich daran erinnern,
ich glaube, das wird es jetzt heutzutage nicht mehr geben.
Da sind wir mit dem Trappi über die Autobahn gefahren, wir sind ja in Passau dann damals reingekommen,
unten wieder in Bayern und mussten dann natürlich den Weg hoch nach Depmold fahren.
Da war das ja alles noch so neu und frisch und schöner.
Hat uns ein älteres Ehepärchen überholt und ist dann auch vor uns hergefahren.
Wir sind dann an der Raststätte raus und die dann auch raus und haben angehalten und kamen an
und freuten sich total und hallo und herzlich willkommen und sagten, kann ich mich noch total erinnern,
hatten da noch einen 50 Mark-Schein, war es ja damals dann noch, was sie uns gegeben haben hier
und dann kaufen sie sich doch jetzt erstmal was Schönes und so, also total liebevoll irgendwie.
Und das waren dann so meine ersten positiven Erinnerungen, wo ich gesagt habe,
hier so ein herzlicher Empfang und so, das ist so hängen geblieben, wird es ja heute jetzt nicht mehr geben.
Es ist ja schon so ein bisschen an der Ossis und Wessis und so weiter.
Das erlebt man ja schon so ab und zu mal dann, aber das waren so die positiven Erlebnisse,
die ich dann hatte und auch in der Schulzeit dann auch.
Also die Mitschüler und so und die waren total, ja so, empfangsmal und erzähl doch mal.
Also als Kind ist man ja auch relativ schnell dann auch da drin, bin dann zur Schule gegangen,
bin in den Sportverein wieder gegangen, habe dann erst Fußball gespielt, bevor ich dann,
jetzt kommen wir wieder zu dem Punkt Lemgo, als ich dann Lemgo wohnte, dann zum Handball gegangen bin,
dann zum Handball gegangen bin und da ist man dann auch wieder in den Verein gegangen
und so ist man hier letztendlich auch komplett groß geworden.
Ich bin jetzt 44 und das ist jetzt 34 Jahre her.
Also im Grunde genommen klar, um auf deine Frage zu antworten, was ich mit Thüringen verbinde,
wirklich eine schöne Kindheit, viel Familie auch, die auch heute noch da wohnt.
Ich bin auch gerne noch da, ist zwar wirklich ganz, ganz selten geworden,
weil natürlich auch hier viel zu tun ist als Familienvater mit drei Kindern
und natürlich hier im Aufbau mit dem Projekt und von daher ist die Zeit weniger geworden,
aber ich verbinde mit Erfurt ganz, ganz viel positive Gedanken noch.
Aber ich sehe meine Heimat schon tatsächlich hier in Ostwestfalen.
Und auch da war wieder der Sport dann das verbindende Element, auf jeden Fall.
Wo ich wieder sage auch, Kinder, geht in die Vereine rein, spielt Handball,
da habt ihr ein soziales Gefüge, ihr lernt viele Leute kennen und diese Hierarchie und so.
Also Sport ist allgemein immer gut, egal ob es Basketball, Eishockey, Fußball, Handball,
Badminton, was auch immer, Volleyball, Sport ist einfach eine Topsache.
Vielleicht zum Abschluss nochmal, Handball ist ein Teamsport.
Da geht es nur mithilfe, indem man sich gegenseitig hilft, ganz klar.
Wer hat dir in deinem Leben am meisten geholfen?
Ach, es waren viele Wegbegleiter.
Eine Person, eine Person.
Ja, in dem Falle sicherlich meine Frau, die mir in dieser Zeit gerade als Sportmanager
erstmal natürlich auch wahnsinnig viel unterwegs.
Wie gesagt, wir haben auch drei Kinder.
Und dann ist man am Wochenende auch mal nicht da.
Und gerade in der Bundesliga-Zeit, dann fährt man natürlich von Flensburg bis nach Stuttgart,
ist viel unterwegs. Ich war auch viel HBL-Tagung.
Ich war viel unterwegs, gerade so bei der Geburt unseres ersten Sohnes und so weiter und so fort.
Also da ist viel Rückendeckung gefragt.
Das kann man auch nur machen, wenn man auch zu Hause wieder ankommt und sich irgendwo auch wohlfühlt
und entsprechend da auch Rückendeckung bekommt.
Sonst müsste ich alleine sein und dann hätte ich keine Familie mit drei Kindern und keine Frau.
Weil es natürlich wahnsinnig zeitintensiv auch ist.
Und da ist schon meine Frau ja.
Tolles Schlusswort. Christian, vielen Dank für deine Schilderung.
Danke, dass du zu Gast warst bei uns im Bielefelder Podcast.
Vielen, vielen Dank. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass ich hier sein durfte.
Vielen Dank für das nette Gespräch.
Danke.
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